Rund um den Bodensee 1956

Zum Beginn der Straßenrennsaison sah es wirklich so aus, als ob das Straßenrennen „Rund um den Bodensee“ 1956 ins Wasser fallen sollte. Da besann sich der RV Constantia Konstanz, daß dies Straßenrennen zu seinem 50–jährigen Jubiläum doch gut passen würde und er hat recht gewählt.Nicht allein das Wetter tat mit, auch die Organisation klappte und an den Zollstellen war diesmal besonders freizügiges Entgegenkommen festzustellen. 130 Fahrer meldeten, rund 100 waren am Start und die Leitung lag in den bewährten Händen von Präs. Löhle, BRMB-Vorstand Hettich und Vereinsvorstand Brugger und allen ihren Mannen die mitwirkten. Das Zustandekommen ist aber auch besonders zu verdanken der Unterstützung der IBRMV wie des BRMB, und der großzügigen Fa. Altenburger, sodaß die Grundlagen für Preise wie Finanzierung des Rennens gegeben waren.

Die Einleitung des Rennens bot am Samstag abend das JubiläumsFestbankett und die Constantia hatte hierfür ein schönes Programm mit Radball und Kunstfahren bereit, als Mitwirkende die Wurmlinger Damenmeistermannschaft und weitere Kunstfahrerkräfte aus Immendingen usw., sowie als Radballer die Weingärtner und Constantia selbst.

Regenverhangen war der Himmel, als in noch dunkler Morgenstunde die 60 B-Fahrer und 40 A-Fahrer in 4-Minutenabstand starteten. Man meinte, die B-Fahrer drückten aufs Tempo, es wurde sogar abgefahren, Hirler, Lamprecht, Eppler, Volpert wollten es schon früh „wissen“, aber umsonst. Schon bei 10 km stand der erste Defekt bei Schwarz, kurz darauf Schoy und Kolroß, Morgen, Schneider, Biller, Martin, Lamprecht, Jaus waren schnell hintereinander die nächsten, trotz der guten Straßen.

Bei der A-Klasse glaubte man schon an eine Entscheidung nach dem Start: die z. Zt. ausgezeichneten Oberschwaben Weber und Weinmann enteilten, Loy mit Baitinger folgten mit und das Quartett fuhr ein tolles Mannschaftsrennen um nach 30 km (Roggwil) mit 1 Minute Vorsprung vor der nächsten Gruppe die ganze B-Klasse einzuholen. Wohl versuchte Weber, der in der Folge auch immer wieder antritt, das große Feld zu sprengen, aber nun war alles auf der Hut. Im Gegenteil es kamen noch hinzu Lang, Maute und K. Eppler, dann Kress, Faulhaber und Kreuzer. In flotter Fahrt ging es auf der Umgehungsstraße über Seiz’s Heimat Tal nach Rheineck über die Grenze gegen Bregenz, wo das ganze Gros geschlossen durchfuhr. Altpionier Madlener war in früher Morgenstugde dort schon an der Strecke um das Ereignis zu sehen.

Unter den Defekten-Gruppen befand sich auch Meister Schweigart, die sich vergeblich um Anschluß bemühten, kurbelte das Feld über Lindau –Friedrichshafen bis Meersburg doch genau 40 Stdkm., da war es schon schwer, hinzukommen. Überraschend riskierte dazu noch Wengert-Herbrechtingen einen Sologang, der ihm durch Überlingen 50 Sek. einbrachte – ein respektables Unternehmen von dem kleinen Mann mit Hacktritt, als aber das Feld Ludwigshafen erreichte, sah man schon das blaue Trikot des wackeren Älblers greifbar nahe.

Die eingelegten Steigungen gegen Stockach und den Bodanrück sollten die Entscheidung bringen und es war gut berechnet. Gleich nach Überlingen löste sich eine 7-er-Gruppe mit so starken favorisierten Leuten wie Loy, Weber, Zuffelato, Lang, Maute und Kreutzer. Vorn wie hinten wurde voll gefahren, die Spitze immer in Sichtweite, greifbar nahe, aber ebenso sicher wurde der Abstand doch Meter um Meter größer.

Herrliche Kämpfe spielten sich indessen auch im Verfolgerfeld ab: was nicht freiwillig ging, mußte mit Gewalt gehen, Geiger mit dem jedjährlich groß fahrenden Hugger treten unwiderstehlich auf dem Bodanrück weg, brachten schönen Abstand zwischen sich und die Verfolger. Dasselbe machten nun Brandner (der auch im Vorjahr gegen Schluß groß fuhr) mit Kress und vereinigten sich mit Hugger-Geiger zu einem starken Quartett, das der Spitze gefährlich näher rückte.

Aber vorne wurde auch gekämpft, Zuffelato-Loy sprengten die Spitze und ein kurzes Zögern (oder war es ein Ast?) von Loy nützte der gewitzigte Zuffelato, um in rasanten Tritten allein einem vielbejubelten Sieg zuzueilen. Zusammen mit den folgenden Loy, Lang und Mauthe fuhr er unter großem Beifall die Ehrenrunde.

Das Rennen verlief tadellos und war gut organisiert, Stürze gab es kaum (Paluselli wurde ein Opfer eines Sturzes mit Schwickert, von welchen letzterer jedoch das Ziel mit halbem Trikot erreichte). Nachstehend das Gesamtergebnis, wobei leider nach dem 50. vier Nachmelder, die nicht im Programm waren, fehlen.

(Radsport am Bodensee, Nr. 18/1956, 6.9.1956)