Der lange Weg zum Profi

Wenn am Samstag der Startschuss zum City-Rennen des VMC Konstanz fällt, ruhen die Hoffnungen des Ausrichters vor allem auf dem 22-jährigen Björn Sonnenstädt. Der in Stuttgart geborene Einzelhandelskaufmann fährt zwar erst seit dieser Saison für den Konstanzer Radclub, sicherte sich aber bereits in den ersten LBS-Rennen der 1000er Serie zahlreiche Spitzenplätze. In der Gesamtwertung der Serie liegt Sonnenstädt auf Rang zwei, das Weiße Trikot des besten U23-Fahrers gab's als Zugabe.

Erfolge, die für Sonnenstädt allerdings nur Zwischenstationen sein sollen, denn der Youngster plant in anderen Leistungs-Bereichen. "Ich will Profi werden", sagt der in Ehingen an der Donau aufgewachsene Spitzenfahrer mit ruhiger Stimme. Kein Wunschtraum, sondern langfristig geplant ist dieses Ziel.

Dabei begann die Radsport-Karriere des Björn Sonnenstädt erst im Jahr 2000. "Bis dahin hatte ich mit Radsport eigentlich nichts am Hut, nur der Opa fuhr als mit dem Rennrad rum", erinnert sich Sonnenstädt, der zuvor eher im Wintersport als Ski-Rennläufer aktiv war. "Die Euphorie um Jan Ullrich hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass ich mir dann ein Rennrad zugelegt habe." Bei Olympia Laupheim absolvierte er die ersten Trainingskilometer, "wobei ich zu Beginn natürlich laufend abgehängt wurde". Schnell jedoch zeigte der Neue sein Talent, verbesserte sich von Training zu Training. Mitte der Saison bestritt Sonnenstädt seine ersten Rennen, sammelte Erfahrungen im Rennsport. "Ein Sportarzt, mit dem ich befreundet bin, hat mir nach der Saison dann einen Trainingsplan für den Winter erarbeitet", erklärt Sonnenstädt die Gründe für die Erfolge der kommenden Saison. In Bellinzona sichert sich der Junioren-Fahrer bei einem internationalen Rennen den dritten Platz, dazu kommen Erfolge bei Bundesliga-Rennen sowie die Teilnahme an Weltcup-Rennen in Kanada, Polen und Tschechien. Gleichzeitig begann er seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. "Mit der Zeit wurde es immer schwieriger, Beruf und Sport unter einen Hut zu bekommen." Die Saison 2002 begann noch verheißungsvoll, gute Resultate beim Weltcup in Berlin und in der U23-Bundesliga blieben durch das fehlende Training aber Ausnahmen. Im Jahr darauf das gleiche Spiel, im Mai stieg Sonnenstädt sogar aus dem Renngeschehen aus. "Das war frustrierend, aber die Ausbildung hatte einfach Vorrang", erklärt der 22-Jährige, den es nach bestandener Prüfung zum Zivildienst an den Bodensee zog. "Meine Freundin Barbara studiert hier."

Die Saison 2004 ließ Sonnenstädt dann komplett ausfallen, erst im Spätjahr beschloss er, es noch einmal mit der Radsport-Karriere zu versuchen, beim VMC Konstanz. "Momentan steht der Radsport an erster Stelle. Ich will den Sprung zum Profi in den kommenden zwei, drei Jahren schaffen, denn dann bin ich im besten Radsport-Alter", so Sonnenstädt, der nebenher - wie sollte es anders sein - bei einem Konstanzer Radgeschäft jobt.

Ein intensives Wintertraining folgte, ehe im Februar eine Bänderverletzung den Trainingsplan durcheinanderbrachte. Im März begann dann aber die Erfolgsserie, die in der Zwischenzeit für den Aufstieg in die B-Klasse gesorgt hat. Und die am Samstagabend beim Konstanzer City-Rennen auf der Laube fortgesetzt werden soll: "Ein Heimrennen ist immer etwas besonderes. Die Konkurrenz ist groß, zumal einige Kriteriums-Spezialisten am Start sind. Aber ich will mich zeigen und nach Möglichkeit unter die ersten Zehn fahren."