50jähriges Jubiläum des „Veloklubs 92/04“ Konstanz

Stehkragen – weißer Anzug brauchte der Radfahrer
("Heimatrundschau", Ausgabe vom 12. August 1942)

Am Sonntag, den 9. August beging der Radfahrer-Verein Velo-Club 92/04 Konstanz in seinem festlich geschmückten Vereinsheim „Sporthalle Waldheim“ im schlichten, dem Ernst der Zeit angepaßten Rahmen seine 50jährige Gründungsfeier. Eine eindrucksvolle Totenehrung am Gefallenen-Gedenkstein leitete die Feier würdig ein. In seiner Rede gedachte Vereinsführer B. Hagen der gefallenen Mitglieder des Vereins und ehrte die Toten durch einen Kranz. Anschließend stieg dann in dem schmucken Saal des Vereinsheims, das zu Ehren der beiden verstorbenen verdienstvollen Mitglieder benannte „Kaiser-Hienerwadel-Gedächtnis-Radballturnier“, das nun jedes Jahr stattfinden soll.

An dem Turnier nahmen teil die Mannschaft des Radfv. Union Wangen (Lied-Steidel), Radfv. Wanderlust Konstanz (Madella-Linke), Radfv. Velo-Club Konstanz (R.Kaiser-Müller Alf.). Die Resultate waren: 1. Spiel Velo-Club – Wanderlust Konstanz 6-4; 2. Spiel Velo-Club gegen Union Wangen 17-3; 3. Spiel Wanderlust Konstanz – Union Wangen 22-4. Turniersieger: Velo-Club Konstanz mit 4 Punkten, Wanderlust Konstanz mit zwei Punkten, Union Wangen mit 0 Punkten. Schiedsrichter: Köberlin, Konstanz.

Die Spiele wurden durchweg in schönem Stil durchgeführt und zeigten gutes Können der Mannschaften, insbesondere der beiden Platzvereine. Im nachfolgenden Kunstfahren fiel der Sohn des bekannten Kunstfahrers Müller besonders angenehm auf durch seine sehr guten Leistungen. Die am Vormittag durchgeführte Veranstaltung war sehr gut besucht.

Am Nachmittag fand dann die eigentliche Jubiläumsfeier statt. Nach dem einleitenden Eröffnungsmarsch der ebenso fleißigen wie guten Vereinskapelle begrüßte Vereinsführer Hagen die Anwesenden, u.a. Stadtrat Hildenbrand als Vertreter der Stadtverwaltung. Er betonte, daß der Verein auch in Zukunft, wie bisher, alles daran setzen werde, trotz Krieg und der damit zwangsläufig verbundenen Einschränkungen den Radsport zielbewußt zu pflegen. Ehrenmitglied Oettinger gab einen aufschlußreichen Rückblick über die Arbeit und Tätigkeit seit Bestehen des Vereins, der am 6. Mai 1892 von neun jungen, sportbegeisterten Männern im damaligen „Hotel Schönebeck“ (heute Deutsche Bank) gegründet wurde. Die Gründer waren Ch. Lorrain, M. Bandel, W. Ehinger, C. Mannhart, B. Haase, J. Schönebeck, S. Schatz, A. Heim, H. Amberger. Von den Veteranen des alten Velo-Clubs leben noch Eiche, Selig und Wirth. Diese weitblickenden Männer haben schon vor 50 Jahren die Bedeutung des einige Jahre vorher neu aufgekommenen Verkehrsmittels, des Fahrrads oder Velocipeds, wie es damals noch hieß, für das wirtschaftliche und sportliche Leben erkannt. Knapp zwei Monate nach der Gründung fuhr der Verein schon ein Korso durch die Straßen der Stadt Konstanz.

Interessieren dürfte uns der damalige vorgeschriebene Radleranzug: Schwarzer Anzug mit kurzen Hosen, schwarze Strümpfe und Lederhalbschuhe, Stehkragen mit schwarzer Krawatte, weiße Glacelederhandschuhe und weiße Sportmütze. Später kam dann der sogenannte Gala-Anzug, der aus einem weißen Anzug, weißer Mütze blauer Schärpe bestand, dazu. Im Jahre 1896 war der Mitgliederstand des Vereins auf 50 angewachsen. Und als im gleichen Jahr der See zugefroren war, sah man zum größten Erstaunen auf der Eisfläche sogar Radler herumfahren. Allmählich wurde der Velo-Club auch außerhalb der Stadtgrenze bekannt durch seine Teilnahme an den großen deutschen Radfahrfesten. Sogar bis nach Mainz, Straßburg, Augsburg und dann auch in die Schweiz schickte der Club seine Mitglieder.

Vereinsführer Hagen gab dann die von Bürgermeister Mager übermittelten Glückwünsche bekannt. Der Vereinsführer konnte für 25jähr. Mitgliedschaft die Mitglieder Wetzel Ernst, Zureich Maurus, Waibel Ant., Lueger Karl, Bohe Wilhelm mit der goldenen Vereinsnadel auszeichnen. Für seine uneigennützigen Dienste, für sein stetes Bereitsein zum Wohle des Vereins, wurde W. Köberlin ebenfalls die goldene Nadel überreicht. Mit der Aufforderung, dem Verein weiter die Treue zu halten, weiter mitzuhelfen an dem steten Aufbau, schloß Vereinsführer Hagen mit einem Sieg-Heil den offiziellen Teil der Veranstaltung und man ging zum gemütlichen Teil über (nn).