Eigentlich ersetzt er den Gang ins Fitness-Center. Der Velo- und Motorfahrer-Club Konstanz (VMC) bietet alles, um fit zu bleiben und überschüssige Pfunde abzubauen. Und man kann in der Natur radeln. Doch die Fitnesswelle hat nicht zur Massenmitgliedschaft geführt. Da geht es dem VMC wie vielen Vereinen. Der Trend gehe zum individuellen Sport, vermutet Präsident Thomas Keck. Der Verein möchte den Breitensport aber wieder beleben und den Menschen die Vorteile des gemeinsamen Radfahrens vermitteln.
Der VMC hat drei Abteilungen. Neben Breiten- gibt es Rennsport und Radball. Aushängeschild ist die Rennsport-Mannschaft. Im "Team Europcar Konstanz" fahren 20 Eliteamateure. Thomas Keck: "Das ist im Landkreis Konstanz die größte Mannschaft." Und sie ist erfolgreich. Vergangenes Jahr belegte sie im landesweiten LBS-Cup den zweiten Platz. Dem Verein gelang jüngst ein Coup. Er gewann den früheren bekannten Aktiven Henry Rinklin als sportlichen Leiter. Der Club hat außerdem Schüler- und Jugendfahrer. Sie werden für die Rennmannschaft aufgebaut.
Spitzensport ist nicht alles. Vereine suchen die Breite. In Konstanz gibt es dazu beste Voraussetzungen. Radfahren ist in der Stadt nämlich die Sportart Nummer eins, wie eine Untersuchung von Sportwissenschaftlern ergab. Es folgen Schwimmen und Gymnastik. Lutz Graf war im Club lange Fachwart für den Breitensport. Nun teilt sich ein Gremium von vier, fünf Leuten die Arbeit. Es wird Wanderfahren angeboten, das sind Ausfahrten über 20 bis 50 Kilometer. Die nächste Stufe sind sportlichere, längere Radtouren. Hier ist regelmäßiges Training angesagt und an Wochenenden Rennen. Früher veranstaltete der Club selbst ein Rennen. Die Abteilung würde es gerne wieder beleben.
Im Herbst gibt es einen "Tag des Radfahrens" mit drei Routen für jedermann und -frau. "Wichtig ist dabei der Plausch, aber der Tag soll trotzdem Ansporn sein, mal 50 oder 80 Kilometer zu fahren", berichtet Keck.
Die Radballabteilung hat zwei Mannschaften. Gespielt wird in der Bezirksliga, die bis zum Schwarzwald und bis Oberschwaben reicht. Die Senioren der Abteilung machen bei Hobbyturnieren mit. Die Spiele finden in der Radsporthalle am Tannenhof statt. Der Sport ist in Konstanz wenig bekannt. Die Spieler würden sich über mehr Besucher freuen.
Der Club hat sich einen Namen in der Radsportszene gemacht. Da waren erfolgreiche Fahrer wie Gerald Schütz. Er wurde als Steher einmal Fünfter bei den Weltmeisterschaften. Thomas Keck ist A-Trainer und viel mit der Nationalmannschaft unterwegs. Der Club profitiert von seiner großen Erfahrung. Konstanz ist zudem als Veranstaltungsort bestens bekannt. Höhepunkt war 1981 ein Profi-Radrennen: Die Deutschland-Tour mit Didi Thurau machte am See Halt. Es könnte einen noch größeren Tag geben. Konstanz hat sich für eine Etappe der größten Radsport-Veranstaltung der Welt beworben. "Die Tour de France - das wär das Allerhöchste", sagt Lutz Graf. Die Mitglieder stehen bereit, um die Stadt kräftig zu unterstützen.
Etwas bescheidener geht es einmal im Jahr in der Stadt zu. Aber das Radrennen "Rund um die Laube" ist mit Vertragsfahrern gut besetzt. Thomas Keck: "Nur die absoluten Top-Stars sind nicht dabei." Viele treue Sponsoren unterstützen den Verein bei der Veranstaltung. Jährlich kommen rund 3000 Zuschauer zum Kriterium.
Thomas Keck würde gerne einmal ein Profirennen veranstalten. Allerdings müssten dann weitere Sponsoren gefunden werden. In Konstanz ist das Sponsoren-Umfeld nicht einfach. "Wir haben keine Industrie hier." Das wirkt sich auch auf die Rennmannschaft aus. Hat einer das Zeug für die Spitze im Radsport, fehle das Geld, um ihn richtig zu fördern. Josef Siebler
(Südkurier, Ausgabe vom 15.04.2003)